Offenes Netzwerk

LSBTTIQ+ Menschen in Mannheim

Kundgebung und Veranstaltung am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT*) in Mannheim - 17. Mai 2023

- Pressemitteilung - 



Das Offene Netzwerk LSBTTIQ Mannheim organisiert zum globalen Aktionstag gegen Queerfeindlichkeit am 17. Mai 2023 eine öffentliche Kundgebung am Paradeplatz. Mit einer Menschenkette, in die Regenbogenfahnen, bunte Schals, Plakate und Transparente eingebunden werden, wird ab 17:30 Uhr die Vielfalt der Mannheimer Stadtgesellschaft sichtbar. Mit mehreren Redebeiträgen wird dabei auch auf bestehende Missstände aufmerksam gemacht: Für viele queere Menschen sind Beschränkungen & Geringschätzung dauerhafte Realität. Mehr noch: Ausgrenzung & Hass nehmen in der jüngsten Vergangenheit sogar zu!


Im Anschluss an die Kundgebung am Paradeplatz, um 19.30 Uhr findet im Queeren Zentrum Mannheim (QZM) eine Gesprächsrunde mit den Mannheimer Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut, Isabell Cardematori und Melis Sekmen statt.



Themen am IDAHOBIT* in Mannheim


Der traditionelle Ort der Kundgebung zum IDAHOBIT* im Herzen Mannheims ist der Paradeplatz. Mitten in der Innenstadt wird so die Vielfalt der LSBTTIQ Community Mannheims sichtbar. Eine Menschenkette rund um den Paradeplatz setzt ein Zeichen der Verbundenheit und der Gemeinschaft. Gleichzeitig ist sie als Verteidigungslinie gegen Ausgrenzung, Hass und Intoleranz zu verstehen. Mit Transparenten, Plakaten, Regenbogenfahnen – dem traditionellen Zeichen der LSBTTIQ Community - und bunten Schals wird die ganze Vielfalt an Menschen, die die Stadtgesellschaft bereichert, sichtbar. Gleichzeitig bietet sich die Gelegenheit mit Passant*innen in Kontakt zu treten, die einzelnen Gruppierungen des Netzwerkes vorzustellen und über die Forderungen der Community zu sprechen.


In diesem Jahr rückt das Offene Netzwerk LSBTTIQ Mannheim drei Themen besonders in den Mittelpunkt: die dringend notwendige Unterstützung für geflüchtete Menschen mit queerem Hintergrund, die Reformierung des Abstammungsrechts um den Lebensrealitäten von Regenbogenfamilien gerecht zu werden und die Erhöhung von Schutz und Sicherheit queerer Menschen in Mannheim.


  1. Unterstützung für LSBTTIQ Geflüchtete – auch in Mannheim
    In vielen Staaten der Welt steht Homosexualität und Trans*identität unter Strafe, zudem werden in vielen Ländern Verbrechen gegen LSBTTIQ Menschen nicht verfolgt. Aber auch hier in Deutschland hören die queerfeindlichen Übergriffe nicht auf. Während die Bundesregierung nach Jahren des Wegsehens endlich auch ihre Vorschriften für Asylentscheidungen angepasst hat und bei der Gefahrenprognose nun berücksichtigt, was den Menschen droht, wenn ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität im Herkunftsland erkannt wird, bleibt die Schutzsituation für queere Geflüchtete in den Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften völlig unzureichend.
    Menschen, die vor diesen Verfolgungen fliehen mussten, brauchen unsere Unterstützung. Die Stadt Mannheim soll sich zu ihrer besonderen Verantwortung gegenüber der LSBTTIQ Community in der Metropolregion Rhein-Neckar und im Norden Baden-Württembergs bekennen und dieser Verantwortung endlich auch in Bezug auf LSBTTIQ Geflüchtete gerecht werden.

    Zur Gewährleistung des besonderen Schutzbedarfs von queeren Geflüchteten fordert das Offene Netzwerk LSBTTIQ Mannheim:

    - Umsetzung einer geschützten Unterbringung für LSBTTIQ Geflüchtete auch in Mannheim.
      Das ist kein Luxus, sondern notwendiger Schutz!
    - Berücksichtigung der Schutzbedarfe queerer Geflüchteter beim Aufbau der neuen
      Verwaltungsstruktur zur Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten in Mannheim
    - Adäquate Unterstützung für die professionelle Beratung und Begleitung queerer Geflüchteter
      in Mannheim sowie weiter Unterstützung für die ehrenamtliche Arbeit der Community für
      Geflüchtete und der Geflüchtetenselbstorganisation.

  2. Änderung des Abstammungsrechts und rechtliche Anerkennung der Mehrelternschaft zur
    Verbesserung der Situation von Regenbogenfamilien
    Die „Ehe für alle“ gibt es nun seit fünf Jahren. Die dringend erforderliche Anpassung des Abstammungsrechts hingegen, welche die rechtliche Situation von Regenbogenfamilien den Realitäten anpassen würde, wurde noch nicht politisch angegangen. Noch immer müssen Kinder, die in die Ehe von zwei Frauen hineingeboren werden, von der Ehefrau adoptiert werden

    Dieser Punkt, und sogar noch weitergehende Punkte wie die Einführung einer Mehrelternschaft, stehen im Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Doch umgesetzt wurde davon noch nichts.

    Wir fordern die vollständige Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode. Denn jede weitere Verzögerung bedeutet für die Regenbogenfamilien ein Leben in einem rechtsunsicheren Zustand.

  3. Sicherheit für queere Menschen in Mannheim
    Mannheim schreibt sich seit Jahren das Zusammenleben in Vielfalt auf die Fahne. Auch die Kriminalstatistik verzeichnet kaum eine Gefährdung für LSBTTIQ+ Menschen. Jedoch zeigen viele Studien und auch die Mannheimer Sicherheitsbefragung, dass queere Menschen einem höheren Risiko im öffentlichen Raum haben. Aber die jüngste Mannheimer Sicherheitsbefragung zeigt auch, dass diese Gefährdung für LSBTTIQ+ Menschen nicht von allen Mannheimer*innen gesehen wird.

    Wir brauchen mehr Unterstützung für die Sicherheit queerer Menschen in Mannheim- Gleichzeitig braucht es Veränderung, um die Dunkelziffer zu verkleinern. Klar ist:
    - Keine Bagatellisierung von verbalen queerfeindlichen Übergriffen
      Gruppenbezogene Übergriffe müssen immer verfolgt werden. Wer übergriffig ist und gezielt
      Unsicherheit verbreitet, muss die Grenzen gezeigt bekommen. Auch scheinbar kleine Vorfälle
      verbreiten eine Atmosphäre von Angst für alle sichtbar queeren Menschen.
    - Für LSBTTIQ Menschen leicht zugängliche, sichtbare Ansprechpersonen bei der Polizei
      Dafür braucht es bei der Polizei leicht zugängliche, sichtbare Ansprechpersonen, damit
     gewaltbetroffenen LSBTTIQ+ Menschen sicher sein können, adäquate Unterstützung zu erhalten.
    - Schulung und Aufklärung zu Hasskriminalität für Beamt*innen
      Es reicht nicht, dass Polizei den Auftrag hat, für alle Menschen gleichermaßen da zu sein.
      Das ist ein wichtiger Auftrag, aber dafür braucht es Schulung und Aufklärung für Beamt*innen
      über Lebensrealitäten von LSBTTIQ+ Menschen, Wissen über Queerfeindlichkeit und
      Rechtsprechung zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.



Das Offene Netzwerk LSBTTIQ Mannheim
… ist eine überparteiliche Plattform der LSBTTIQ-Community in Mannheim: Lesben, Schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen sollen als selbstbewusste und gleichberechtigte Bürger*innen dieser Stadt anerkannt werden. Das Offene Netzwerk dient dem gegenseitigen Austausch und der Vernetzung innerhalb der Community. Hier werden durch die beteiligten Vertreter*innen gemeinsam der IDAHOBIT, der TDoR oder der Beitrag zum Neujahrsempfang der Stadt Mannheim organisiert. Das Offene Netzwerk ist aus der SchLIMm (Schwul-lesbische Initiative Mannheim) hervorgegangen und besteht seit über 20 Jahren.


Mitglieder im Offenen Netzwerk sind …

  • AK Queer Grün
  • Benefiz-Rhein-Neckar e.V.
  • CSD Rhein-Neckar e.V.
  • dgti – Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.
  • Gay & Grey Metropolregion MA–LU-HD
  • HuK - Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle & Kirche e.V., Regionalgruppe Kurpfalz
  • ILSE - Initiative lesbischer und schwuler Eltern Rhein-Neckar
  • JUGEND von PLUS
  • Lesbenstammtisch Mannheim
  • Lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt MA-LU-HD
  • mvd-sportverein e.V.
  • QZM Queeres Zentrum Mannheim e.V.
  • PLUS. Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar e.V.
  • SPDqueer - Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung
  • Transtreff Mannheim


Weitere Informationen:
Die Veranstaltungshinweise und Forderungen zum IDAHOBIT* 2023 am 17. Mai 2023 werden auch
auf https://www.schlimm-online.de/idahobit2023 und dem Facebook-Profil Offenes Netzwerk
LSBTTIQ Mannheim veröffentlicht. Die Kundgebung wurde vom Amt für Sicherheit und Ordnung der
Stadt Mannheim genehmigt.

* LSBTTIQ - Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle und Queer
* IDAHOBIT - International Day Against Homophobia, Biphobia, Inter*phobia and Trans*phobia‘
* TDoR - Transgender Day of Remembrance